Montag, 21. November 2011
Eine ganz normale Familie in Deutschland
cogitarre, 11:12h
Wie alle Jahre trafen sich die Buchstaben zur Wahl ihres Vorsitzenden des großen Buchstabenrates im kleinen Sitzungssaal des Omegahauses in der Buchstabenhauptstadt.
Während die meisten von A bis Z bereits in Vorbereitung auf den anstrengenden Wahltag in den Pensionen schliefen, gab es im Hotelzimmer der Familie S noch lautstarke Diskussionen.
»Du auf keinen Fall«, zischte das stimmhafte S seinen kleinen stimmlosen Bruder an.
»Du warst erst letztes Jahr an der Reihe. Und ich werde alles unternehmen, dass du unsere Familie nicht mehr bei den Wahlen vertrittst.«
»Warum ?«, entgegnete der kleine Bruder trotzig.
»Meinst du, ich lass mich noch einmal von diesem arroganten Hagestolz K so blöd anmachen wie letztes Jahr, als er mich mit den Worten angrinste: ´Bist du nicht der Bruder von dieser Null, die im deutschen Buchstabenrat die Aufnahme des griechischen Sigma als Wahlvorschlag einbrachte.«
»Typisch für dich«, wetterte das stimmlose Familienmitglied, »immer den Mantel in den Wind zu hängen. Sand müsst ihr sein, nicht Öl, im Getriebe der Buchstabenwelt.«
»Ruhe«, herrschte das scharfe S, das von der Rechtschreibreform in den Vorruhestand geschickt und somit nicht mehr wahlberechtigt war, seine beiden Söhne an.
»Dann gehen wir hin«, ereiferten sich die Zwillingstöchter Doppel-S eins und zwei.
»Das fehlte gerade noch«, konterte der Frührentner, der nach seinen jüngsten Erziehungsmisserfolgen gerade bei seinen Töchtern am wenigsten daran glaubte, dass sie seine Interessen im Gremium ausreichend vertreten würden. Zudem war er sicher, dass beide großen Anteil an seiner schrittweisen Absetzung in der deutschen Schrift gehabt hatten. »Was soll das heißen, du Chauvi«, giftete Doppel-S eins.
»Du kennst ihn doch«, half ihr ihre Zwillingsschwester, »jeder weiß, dass er in der Zeit, als er den Vorsitz im Buchstabenrat führte, den Antrag durchsetzen wollte, dass alle Buchstaben vom Neutrum zum Maskulinum umgesetzt werden sollten. Der älteste Sohn vom Ms hat mir erzählt, dass er damals von allen Buchstabendamen den Spitznamen ´Don Quichote´ erhalten habe. Ich halte es nicht aus, der A, der B, der C, hahahahahahahaha.«
Die S-Kinder waren sich zum ersten Mal einig an diesem Abend und schlugen sich vor Begeisterung auf ihre geschwungenen Linien. Mürrisch zog sich der Vater zurück : »Wo ist eigentlich eure Mutter?« Sie telefoniert gerade, klärte ihn das stimmhafte S auf. »Mit wem soll Mutter schon telefonieren ?«, winkten die Zwillinge ab. »Hört auf mit eurem arroganten Gehabe«, wetterte das scharfe S , »eure Mutter kann nichts dafür, dass sie ein Mischling ist. Und obwohl ihr euch so fehlentwickelt habt, bleibt es dabei, dass sie eine hervorragende Frau ist.«
»Möchtest du Sch heißen?«, kicherte Doppel-S zwei ihrer Schwester zu. Zwischenzeitlich hatten sich die beiden Brüder wieder vertragen und der stimmhafte von beiden gab bekannt : »Dann sind heuer eben die Mädels an der Reihe.«
Aber statt des großen Friedens hielt innerhalb weniger Sekunden der Ringkampf Einzug in das Hotelzimmer. Denn die Zwillinge konnten sich natürlich am allerwenigsten darauf einigen, wer von beiden am morgigen Tag ins Omegahaus gehen dürfe. Wie die Furien gingen sie aufeinander los und ähnelten bald mehr einem @ als einem S.
Mittendrin ging die Türe auf, unter der ihre Mutter glücklich rief : »Stellt euch vor, das A hat soeben angerufen und mir mitgeteilt, dass ich bei der morgigen Wahl zum Vorsitzenden schon mindestens fünfzehn Stimmen sicher habe!«
Während die meisten von A bis Z bereits in Vorbereitung auf den anstrengenden Wahltag in den Pensionen schliefen, gab es im Hotelzimmer der Familie S noch lautstarke Diskussionen.
»Du auf keinen Fall«, zischte das stimmhafte S seinen kleinen stimmlosen Bruder an.
»Du warst erst letztes Jahr an der Reihe. Und ich werde alles unternehmen, dass du unsere Familie nicht mehr bei den Wahlen vertrittst.«
»Warum ?«, entgegnete der kleine Bruder trotzig.
»Meinst du, ich lass mich noch einmal von diesem arroganten Hagestolz K so blöd anmachen wie letztes Jahr, als er mich mit den Worten angrinste: ´Bist du nicht der Bruder von dieser Null, die im deutschen Buchstabenrat die Aufnahme des griechischen Sigma als Wahlvorschlag einbrachte.«
»Typisch für dich«, wetterte das stimmlose Familienmitglied, »immer den Mantel in den Wind zu hängen. Sand müsst ihr sein, nicht Öl, im Getriebe der Buchstabenwelt.«
»Ruhe«, herrschte das scharfe S, das von der Rechtschreibreform in den Vorruhestand geschickt und somit nicht mehr wahlberechtigt war, seine beiden Söhne an.
»Dann gehen wir hin«, ereiferten sich die Zwillingstöchter Doppel-S eins und zwei.
»Das fehlte gerade noch«, konterte der Frührentner, der nach seinen jüngsten Erziehungsmisserfolgen gerade bei seinen Töchtern am wenigsten daran glaubte, dass sie seine Interessen im Gremium ausreichend vertreten würden. Zudem war er sicher, dass beide großen Anteil an seiner schrittweisen Absetzung in der deutschen Schrift gehabt hatten. »Was soll das heißen, du Chauvi«, giftete Doppel-S eins.
»Du kennst ihn doch«, half ihr ihre Zwillingsschwester, »jeder weiß, dass er in der Zeit, als er den Vorsitz im Buchstabenrat führte, den Antrag durchsetzen wollte, dass alle Buchstaben vom Neutrum zum Maskulinum umgesetzt werden sollten. Der älteste Sohn vom Ms hat mir erzählt, dass er damals von allen Buchstabendamen den Spitznamen ´Don Quichote´ erhalten habe. Ich halte es nicht aus, der A, der B, der C, hahahahahahahaha.«
Die S-Kinder waren sich zum ersten Mal einig an diesem Abend und schlugen sich vor Begeisterung auf ihre geschwungenen Linien. Mürrisch zog sich der Vater zurück : »Wo ist eigentlich eure Mutter?« Sie telefoniert gerade, klärte ihn das stimmhafte S auf. »Mit wem soll Mutter schon telefonieren ?«, winkten die Zwillinge ab. »Hört auf mit eurem arroganten Gehabe«, wetterte das scharfe S , »eure Mutter kann nichts dafür, dass sie ein Mischling ist. Und obwohl ihr euch so fehlentwickelt habt, bleibt es dabei, dass sie eine hervorragende Frau ist.«
»Möchtest du Sch heißen?«, kicherte Doppel-S zwei ihrer Schwester zu. Zwischenzeitlich hatten sich die beiden Brüder wieder vertragen und der stimmhafte von beiden gab bekannt : »Dann sind heuer eben die Mädels an der Reihe.«
Aber statt des großen Friedens hielt innerhalb weniger Sekunden der Ringkampf Einzug in das Hotelzimmer. Denn die Zwillinge konnten sich natürlich am allerwenigsten darauf einigen, wer von beiden am morgigen Tag ins Omegahaus gehen dürfe. Wie die Furien gingen sie aufeinander los und ähnelten bald mehr einem @ als einem S.
Mittendrin ging die Türe auf, unter der ihre Mutter glücklich rief : »Stellt euch vor, das A hat soeben angerufen und mir mitgeteilt, dass ich bei der morgigen Wahl zum Vorsitzenden schon mindestens fünfzehn Stimmen sicher habe!«
... comment